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KI im Schulterschluss mit ERP: 3 Fragen an Dr. Rudolf Felix

12.07.2023 - ERP, Künstliche Intelligenz

Künstliche Intelligenz - Produktion
Quelle: iStock.com/klingsup, bearbeitet durch PSI

Das Interesse an Künstlicher Intelligenz wächst, auch in Zusammenhang mit ERP-Systemen. Doch die Angst vor der vermeintlichen Blackbox ist immer noch real. Warum niemand KI-Entscheidungen fürchten muss und wo KI und ERP ein unschlagbares Team bilden, darüber haben wir mit Dr. Rudolf Felix gesprochen, dem Geschäftsführer unseres Schwesterunternehmens PSI FLS Fuzzy Logik & Neuro Systeme.


Dr. Rudolf Felix ist Geschäftsführer der PSI FLS Fuzzy Logik & Neuro Systeme GmbH. Mit seinen Mitarbeitern entwickelt er kontinuierlich die PSI FLS-eigene Technologie Deep Qualicision KI weiter, die auf maschinellem Lernen und neuronalen Netzen sowie auf qualitativem Labeln durch Optimierungsalgorithmen basiert.

Herr Dr. Felix, Verfahren der Künstlichen Intelligenz in Software für die Industrie zu integrieren, ist bereits seit vielen Jahren fester Bestandteil der PSI-Produktstrategie und ebenso lange praxiserprobt. Wo ergänzt die Software Qualicision AI unser ERP-System PSIpenta schon heute?

Dr. Rudolf Felix: Fast schon ein Klassiker ist die Optimierung von Produktionsreihenfolgen in der Serienfertigung. Angesichts der weiterhin großen Variantenvielfalt durch Produktindividualität und der gleichzeitig hohen Volatilität der Märkte muss eine sehr große Menge an Daten in die produktive Entscheidungsfindung einfließen – das Ausbalancieren von Zielkonflikten miteingeschlossen. Zudem passiert dies alles in Echtzeit bzw. kontinuierlich, um auch auf kurzfristige Änderungen flexibel und schnell reagieren zu können. Das Zusammenspiel von PSIpenta/ERP und Qualicision AI hat sich hier bereits vielfach bewährt. Darüber hinaus ermöglicht die KI-Integration das Qualitative Labeln und die Analyse von Geschäftsprozessdaten in den Bereichen multikriterielle Lieferantenbewertung und -analyse sowie Predictive Maintenance.

Ich kann mir gut vorstellen, dass einige Leserinnen und Leser darüber verwundert sein werden, dass es diese Integrationen in der Praxis schon gibt – und zwar nicht erst seit gestern. Denn gerade im Mittelstand sind die Bedenken nach wie vor groß, wenn es um den Einsatz von Künstlicher Intelligenz geht. Weil entsprechendes Expertenwissen fehlt und niemand einer Blackbox vertrauen will. Heißt das im Umkehrschluss, dass die benannten Kunden über KI-Know-how verfügen? 

Dr. Rudolf Felix: Das ist eine gute und absolut wichtige Frage, weil es hier dringend Aufklärung bedarf. Viele und vor allem unsere KI-Anwendungen lassen sich nämlich sehr verständlich und erklärbar in andere Systeme integrieren. Das heißt, weder die Einführung und Bedienung der Lösungen noch die Interpretation der Software-Entscheidungen setzen KI-Know-how voraus. Indem die integrierte Anwendung Kennzahlenzusammenhänge (im Sinne von Key-Performance-Indikatoren, KPIs) und ihre Wechselwirkungen darstellt, können die Anwender sämtliche KI-Entscheidungsempfehlungen allein aus dem Kontext ihres Geschäftsprozesses heraus nachvollziehen, bewerten und steuern. 

Optimierung von Produktionsreihenfolgen, Lieferantenbewertung, Predictive Maintenance – das sind die Handlungsfelder, in denen KI und ERP bereits erfolgreich zusammen funktionieren. Lassen Sie uns noch ein wenig in die Zukunft schauen: Welche ERP-Funktionsbereiche sind aus Ihrer Sicht ebenfalls für eine KI-Integration prädestiniert?

Dr. Rudolf Felix: Im Grunde eignen sich sämtliche Prozesse, deren Daten Unternehmen in einem ERP-System erfassen und verwalten. Alle entsprechenden Funktionsbereiche können auch durch eine ERP-zentrierte KI unterstützt werden – von der Beschaffung über die Produktion bis hin zur Auslieferung und After-Sales-Nachverfolgung. Ein besonders relevantes Zukunftsthema ist für viele Unternehmen sicherlich, dass sie mittels einer Integration von Qualicision AI alle Daten mit klassischen und neuen Nachhaltigkeitskennzahlen, wie bspw. Effizienz und Ressourcenschonung, kombinieren und so Prozesse konsequent auf Nachhaltigkeitsziele ausrichten können. Denkbar sind z. B. Datenanalysen zum prozessbedingt effizienten Einsatz von Betriebsmitteln – verknüpft mit Energieeffizienzzielen. Diese wirken nicht nur positiv auf z. B. die Reduzierung von Energieverbräuchen, sondern helfen, Nachhaltigkeitskriterien zu erfüllen. Alle Prozessschritte und Ergebnisse lassen sich zudem systematisch automatisiert nachverfolgen und nachvollziehen. In Summe wird die Integration von KI eine neue ERP-Qualität ermöglichen.

Und wir befinden uns bereits auf einem guten Weg. Vielen Dank für das spannende Gespräch, Herr Dr. Felix!

Dr. Rudolf Felix, Geschäftsführer der PSI FLS Fuzzy Logik & Neuro Systeme GmbH

Dr. Rudolf Felix promovierte nach einem Studium der Informatik und Betriebswirtschaftslehre an der Universität Dortmund auf dem Gebiet Decision-Support-Systeme und Fuzzy-Logik. 1992 gründete er die PSI FLS Fuzzy Logik & Neuro Systeme GmbH und entwickelte kontinuierlich die PSI FLS-eigene Technologie Deep Qualicision KI weiter, die auf maschinellem Lernen und neuronalen Netzen sowie auf qualitativem Labeln durch Optimierungsalgorithmen basiert. Die Lösungen sind erfolgreich in Branchen wie der Automobilindustrie, Kfz-Zulieferindustrie, Energiewirtschaft, Transportlogistik, dem Personennahverkehr oder dem Handel als Querschnittstechnologie im produktiven Einsatz. Seit 2008 ergänzt die Qualicision-Technologie die Softwaretools und Anwendungen des Berliner PSI Konzerns.

Leon Knigge, PSI Automotive & Industry GmbH

Leon Knigge

Redaktion PSI Automotive & Industry

Geht es um guten Content, kennt Leon Knigge sich aus: Der studierte Kunsthistoriker begann seine berufliche Laufbahn als Journalist für den Berliner Verlag und arbeitete u. a. für den Nachrichten­­­­sender N24. Erfahrungen im Marketing-Bereich sammelte er anschließend auf Agentur-Seite und später in den Marketing-Abteilungen verschiedener Unternehmen. Mit seinen Schwerpunkten Online-Marketing und Öffentlichkeits­­­­arbeit stärkt er mittlerweile die Expertise unseres Marketing-Teams.

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